Eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Ausschüsse „Mitten-im-Leben“ und „Kultur“ hatte sich zum Ziel gesetzt, das „Unser Vater“, einmal tiefer und intensiver zu betrachten, damit wir es künftig noch
bewusster beten können.

In der Liturgie unserer Kirche beten wir es nach der revidierten Luther-
Übersetzung von 1984.
Zuerst wurden in einem ausführlichen Vortrag die geschichtlichen Hintergründe erläutert.
In der jüdischen Tradition wurzelnd wurde dieses Gebet schon in der frühen christlichen Kirche immer wieder neu gefasst. Auch die verschiedenen sprachgeschichtlichen Veränderungen wurden intensiv dargestellt, von der ursprünglichen aramäischen Fassung über griechische Formulierungen in den Evangelien, die Übersetzungen ins Gotische und Lateinische bis zu Luthers deutscher Übersetzung. Alle verschiedenen Versionen zeugen von der Lebendigkeit dieses zentralen christlichen Gebetes. Auch die neuestes Anpassungen an unser heutiges Sprachgefühl haben diese Bedeutung nicht dogmatisch verengt.

Der Vortrag wurde gleichzeitig in die Gebärdensprache übersetzt.

In einem zweiten Teil wurde das „Unser Vater“ in einem fingierten Zwiegespräch zwischen Mensch und Gott dargestellt. Aus den formulierten kritischen Nachfragen ergaben sich erstaunliche neue Aspekte, die künftig ein gedankenloses „Plappern“ dieses Gebetes unmöglich machen.
In einem Erlebnisteil wurde der Text des „Unser Vater“ ergänzt durch weitere ausführliche Texte sowie durch Bildbetrachtungen. Mit dieser Gegenüberstellung gelang eine intensive Meditation über die einzelnen Sätze dieses Gebetes.

Mehrfach aufgelockert wurde der Abend durch musikalische Akzente. So waren insbesondere die mit der Harfe vorgetragenen Stücke ideal geeignet, in Ruhe über die Texte nachzudenken. Eine gregorianische Fassung des „Vater unser“ sowie Luthers neun Strophen umfassende Auslegung konnten alle Besucher des Abends gemeinsam singen. Den Abschluss bildete ein vierstimmiger strenger Kantionalsatz von Michael Prätorius, stimmungsvoll vorgetragen von einem kleinen Ensemble.