Ein Jahr vor dem Reformationsjubiläum 2017 unternahmen wir Anfang Oktober 2016
eine Busreise zu den wichtigsten Orten, wo Martin Luther vor 500 Jahren gewirkt und gelebt hatte.
In Eisenach bot sich an, zuerst auch das Geburtshaus von J.S.Bach aufzusuchen.

      

Im März 1685 war er dort als jüngstes von 8 Kindern des Ambrosius Bach und  
dessen Frau Elisabeth geboren und in der Georgikirche getauft worden.
Der spätgotische Taufstein wird heute noch benützt. Bach besuchte auch die Lateinschule,
die schon Martin Luther vor ihm besucht hatte. In dieser Kirche predigte Luther 
noch am 2.Mai 1521, kurz bevor über ihn im Wormser Edikt die Reichsacht verhängt wurde.

  

Sehenswert war in Eisenach vor allem das Lutherhaus, eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser
Thüringens; hier wohnte Luther bei der Familie Cotta während seiner Schulzeit von 1498 bis 1501.
Am Markt steht neben dem Renaissance-Rathaus sowie der achteckige Georgs-Brunnen
mit dem Drachentöter.
Kalt und regnerisch war es, als wir die Wartburg besuchten und u.a.
auch das kleine Zimmer besichtigten, wo Luther – am 4.Mai 1521 von den Soldaten
Friedrich des Weisen heimlich entführt - als „Junker Jörg“ getarnt 
zwischen Mai 1521 und März 1522 das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte.
Am Erntedank-Sonntag besichtigten wir nach dem Gottesdienst in Erfurt,
der Landeshauptstadt von Thüringen, in einer Stadtführung zahlreiche geschichtsträchtige Orte,
so das Lutherdenkmal, die Krämerbrücke, den Kaisersaal, die Büste Napoleons in der Staatskanzlei,
den Fischmarkt mit dem neugotischen Rathaus, die Predigerkirche der schönen Bronzetüre
des deutschen Mystikers Meister Eckhart, die alte Synagoge (mit 900 Jahren die älteste in Europa)
und die Wahrzeichen der Stadt auf dem Domberg - den Erfurter Dom und die Severikirche. 

An Luther erinnern die Universität und das Augustinerkloster, wo ihm schon 1501-1505
als Student bzw. 1505-1511 als Augustinermönch erste Zweifeln an der Kirchenlehre gekommen waren.

  
In Eisleben besuchten wir sein Geburtshaus, die St.-Petrikirche
(wo er am 11.11.1483 getauft wurde) und die St.-Andreaskirche (wo er 1546 seine
letzten Predigten hielt) sowie das Haus, in dem er am 18.März 1546 gestorben sein soll;
dort befindet sich auch das Luther-Museum.

   
Zum Höhepunkt der Reise kamen wir nach Wittenberg, der „Reformationsstadt Europas“.
Martin Luther lebte dort ab 1511 zunächst als Mönch des Augustinerklosters,
später als Bibelprofessor. 1525 heiratete er Katharina von Bora, die ihm drei
Söhne und drei Töchter gebar. Nach seinem Tod in Eisleben wurde er in
der Schlosskirche bestattet. Bei unserem Besuch war sie gerade nach gründlicher
Restaurierung wieder eröffnet worden; wir hatten Gelegenheit, ein eindrucksvolles
Konzert der Ladegast-Orgel mit Werken von J.S.Bach und F.Mendelssohn-Bartholdy und V.Ryan
(Uraufführung des Organisten) zu hören.
An das Portal der Schlosskirche soll er ja am 31.Oktober 1525 Luther seine 95 Thesen
angeschlagen haben, was als Start-Datum für die Reformation gilt.

     
Am 88m hohen Turm liest man das Lutherische Bekenntnislied „Ein feste Burg ist unsere Gott“.
Als „Mutterkirche der Reformation“ wird aber die Stadtkirche St. Marien bezeichnet,
weil dort die erste evangelische Messe gefeiert und das Abendmahl
„in beiderlei Gestalt“ ausgeteilt wurde, d.h. mit Brot und Wein.
Auch das Wirken des Reformators Philipp Melanchthon und des Malers Lucas Cranach d. Ält.
begegnete uns in Wittenberg immer wieder.
Die Erlebnisse dieser viertägigen Reise - auch die vielen Gespräche miteinander -
werden uns Teilnehmern noch lange in lebhafter Erinnerung bleiben.