Am 26.10.2015 besuchte uns Bischof i.R. Ludwig im Forum. Er hat 22 Jahre lang die Geschwister in Israel betreut und gab uns anhand von Bildern einen Einblick in seine Arbeit dort.
Bischof Ludwig liebt Israel, das Land fasziniert ihn, und das war den ganzen Abend über deutlich zu spüren.
„Das Land Israel ist aus biblischer Überlieferung seit vielen Jahrhunderten bekannt, der Staat Israel allerdings feierte 1998 erst den 50. Jahrestag seiner Gründung. Das moderne Israel ist ein Land voller Widersprüchlichkeiten und Gegensätze. Tel Aviv, das Handelszentrum Israels, wurde in diesem Jahrhundert gegründet. In der Stadt, die durch ihre moderne Architektur auffällt, sprüht das Leben in den Straßen rund um die Uhr. Keine 100 Kilometer entfernt, in der Wüste Juda, leben Beduinen in Hauszelten mit all ihrem Hab und Gut. Im Land werden drei Sprachen gesprochen: Hebräisch, Arabisch und Englisch, die zudem drei sehr unterschiedliche Schreibschriften haben. Durch die zahlreichen Einwanderer aus Russland kam mit dem Russischen als vierte Sprache auch die kyrillische Schrift hinzu. Eine ähnliche Vielfalt findet man auf religiösem Gebiet. Das zeigt sich beispielsweise in den Gebräuchen und Festen der Religionsgemeinschaften. Haben die Muslime ihren Ruhetag am Freitag, so feiern die Juden ihren Sabbat vom Freitagabend bis zum Samstagabend, und bei den Christen ist der Sonntag der Ruhetag (von Mitternacht bis Mitternacht). Auch die Neujahrsfeste und hohen Feiertage liegen ganz unterschiedlich über das Jahr verteilt. Nicht einmal in der Anzahl der Tage im Jahr entsprechen sich der jüdische und der westeuropäische Kalender.“ (Zitat aus: NAK-Süd)

Die Christen sind eine absolute Minderheit in Israel, meist handelt es sich um arabische Christen. Die Anfänge der neuapostolischen Kirche Israel gehen auf das Jahr 1969 zurück. Anfangs wuchs die Gemeinde rasch, aber die besonderen Umstände im Land machen das christliche Leben für unsere Geschwister schwierig. So gibt es zum Beispiel im Standesrecht keine Trennung der religiösen und staatlichen Organisationen, also auch keine standesamtlichen Trauungen. Das bedeutet, dass sich unsere Geschwister zur Heirat ins Ausland begeben oder aber in einer anderen Religion heiraten müssen. Ähnliches gilt für Konfirmation, Taufe, Beerdigungen . Auch hat das Familienumfeld viel stärkeren Einfluß auf das Leben: Jüdischer Glaube zum Beispiel findet hauptsächlich in der Familie statt (Sabbat) und nicht  wie bei uns in der Kirche. Daher ist auch Seelsorge.(“Familienbesuche“) in Israel ungewohnt und sehr schwer. Dort herrscht eben eine ganz andere Mentalität.
Zurzeit gibt es sieben Gemeinden in Israel: eine Zentralkirche in Nazareth (die aber mit „fremdem“ Geld gebaut wurde und daher nicht so geschätzt wird), eigene Versammlungsstätten  in Haifa und Akko und „Wohnzimmergemeinden“(Tel Aviv, Jerusalem u.a.). Betreut werden die ca 100 Geschwister, zu denen  derzeit Kontakt besteht ( laut Kirchenbuch sind es rund 700 neuapostolische Gläubige) von drei Priestern, fünf Diakonen und einem Priester, der 60 Tage im Jahr von Deutschland aus die Gemeinden betreut. Er ist Israelit, hat eine Glaubensschwester geheiratet und ist mit ihr dann nach Deutschland gezogen. Kommen Seelsorger aus Deutschland, dann reisen sie Donnerstagabend an, halten von Freitag bis Sonntag 6-7 Gottesdienste und fliegen Montagmorgen wieder zurück. Es gibt also ständig unterschiedliche Gottesdienstzeiten, was aber auch mit den unterschiedlichen „Ruhetagen“ zusammenhängt (s.o.). Auch mit dem Gesangbuch gab es Schwierigkeiten: verschiedene Schriften (s.o.), die in verschiedenen Richtungen geschrieben werden, und dazu die Notenschrift. Wie läßt sich das vereinbaren? Gar nicht, man hat eine CD aufgenommen und singt dazu.
Auffällig ist, dass in den Gemeinden die Frauen in der Minderheit sind. „Gemeinden ohne Frauen, da fehlt das mütterliche Element“, sagte der Bischof. Eine Erklärung dafür wusste er nicht. Oft besuchen mehr Gäste als Kirchenmitglieder die Gottesdienste, sie kommen gerne, es gefällt ihnen, aber sie bleiben nicht, die Tradition ist stärker.
Seit 1994 ist die Kirche anerkannt als gemeinnützige Nichtregierungsorganisation („Amuta“). Weil der Staat das religiöse Gefüge nicht ändern möchte, ist eine Anerkennung als Kirche nicht möglich, was eben auch Auswirkungen auf das tägliche Leben im Land hat.
Bischof Ludwig schloss mit einigen Bildern von geschichtsträchtigen Orten. Das sind aber alles nur Gedenkstätten, denn wo sich die biblischen Ereignisse genau abgespielt haben, weiß man nicht. Aber hier gibt es Heiligtümer von drei Religionen auf allerengstem Raum.
„Israel ist ganz anders, nicht ganz einfach für unsere Geschwister dort, aber es ist ein faszinierendes Land!“  Eine Reise dorthin sei sehr zu empfehlen und lohne sich in jedem Fall; und auf eine Frage: in der Regel kann man ohne Bedenken dorthin reisen.