Am 8.10.2015 besuchte eine kleine Gruppe die Stuttgarter Synagoge. Freundlich wurden wir vom Kantor begrüßt. Die Männer unter uns gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen, weil das an diesem Ort als Ehrerbietung Gottes angesehen wird. Die Synagoge ist eine wichtige Institution im Judentum, aber kein geweihter Bau. Sie dient als Versammlungsort für gemeinschaftliche Gebete und Feiern sowie als Haus der Lehre, ist aber kein Tempel. Der steht/stand nur in Jerusalem, ist aber seit 70 n.Chr zerstört und noch nicht wieder aufgebaut.
Der Kantor erklärte uns die Einrichtung der Synagoge. An der Ostwand in Richtung Jerusalem werden in einem speziellen Schrein die Tora-Rollen aufbewahrt. Bis heute werden sie von Hand geschrieben und sind sehr wertvoll. Das geht so weit, dass Tora-Rollen, die nicht mehr benützt werden können, beerdigt werden. Über diesem Schrein, der Lade, hängt ein Licht, das an die Feuersäule erinnert, die die Juden auf ihrem Weg durch die Wüste begleitet hat. Das Lesepult für die Tora-Rolle, die Bima, steht entweder der Lade gegenüber oder in der Mitte des Raumes, je nach Glaubensausrichtung der Gruppe, die die Synoge erbaut hat. Die Lade selbst ist mit einem Vorhang verschlossen. Im Raum befindet sich auch eine Menora, der siebenarmige Leuchter, dessen Kerzen nach bestimmten Vorschriften entzündet werden.
In den meisten Synagogen herrscht Geschlechtertrennung. Unten, im Hauptraum, versammeln sich die Männer, die Frauen schauen meist von der Empore aus zu.
Der Kantor erklärte dann noch die Regeln zum Schabbat, den Ablauf eines Gottesdienstes ( jeder Gläubige, nicht nur Rabbi oder Kantor, beginnt eine Lesung oder ein Gebet, wann ihm danach ist) einige Feiertage im jüdischen Jahresablauf oder im Lauf eines Lebens und beantwortete Fragen nach Essensvorschriften, Musik im Gottesdienst, Orthodoxem Judentum im Gegensatz zu reformiertem Judentum und vielem mehr. Im Haus der Synagoge befindet sich auch ein Restaurant, in dem koscher gekocht wird und das zur Mittagszeit für alle geöffnet ist ( Personalausweis mitbringen).
Nachdem uns der Kantor „so viele Fragen wie noch nie“ beantwortetet hatte, bat er, selbst eine stellen zu dürfen, denn er käme so gut wie nie aus dem jüdischen Umfeld sowie der Synagoge heraus und kenne sich im Christentum nicht aus. Er habe jetzt dieses Wort so oft gehört: „Was sind Apostel?“ Nun, das konnten wir ihm beantworten.