Die Entwicklung des Menschen: Homo Faber – Co-Creator – Homo Creator?
Lernte der Mensch sich als Homo Faber mit seinen Werkzeugen und handwerklichen Fähigkeiten schon
sehr rasch in der Welt zu behaupten, so schlüpfte er mit Hilfe der modernen Wissenschaft in die Rolle eines Co-Creators.
Er züchtet, er entwickelt Kunststoffe, er hantiert mit den Bausteinen des Lebens.
Wird es ihm ein-mal gelingen, die Entstehung des Lebens zu verstehen und damit auch zu beherrschen
und wird er künftig in der Lage sein, seinen von ihm geschaffenen Erzeugnissen einen selbstbewussten Geist einzuhauchen?
Kann er künstlich intelligente Roboter mit einem Selbstbewusstsein ausstatten? Wenn ja, dann wird er zum Homo Creator.
Das Geist-Hirn-Problem
Ist der selbstbewusste Geist lediglich das Ergebnis rein biologischer Funktionen ist oder etwas Transzendentes?.
Im ersten Fall hätte das Gehirn einen Geist (materielle Hypothese). Sobald wir in der Lage wären,
ihn genau genug zu beobachten, könnten wir sein Zustandekommen und seine Wirkungsweise materiell erklären.
Mit dem Tod gäbe es Leben und Geist nicht mehr.
Nach der dualistischen Hypothese hat Geist sein Gehirn, in das er hinein regierte (Popper/Eccles/Beck).
Beide Thesen stehen sich diametral gegenüber.
Die materialistische Hypothese
Die klassische materialistische These beruht auf dem mechanistischen physikalischen Weltbild
des 19. Jahr-hunderts. Danach laufen alle Vorgänge deterministisch ab, einzig und allein festgelegt
durch den Anfangs-zustand. Der selbstbewusste Geist wäre nur eine Illusion.
Der Philosoph John R. Searle erweitert den Blickwinkel auf quantenmechanische Einflüsse.
Deren Indeterminiertheit könnte zufallsabhängige Spielräume bei der Fassung von Gedanken eröffnen.
Ob determiniert oder indeterminiert, ist nur eine Frage der Betrach-tungsebene,
wie der Philosoph Christian List schreibt. Die Atome in unserem Gehirn können sich komplett
berechenbar verhalten – und würden trotzdem zu einem freien Willen führen, weil sie und unsere
Persönlichkeit auf verschiedenen Stufen operieren. Das entkräftet die These von der Illusion des Geistes.
Die materialistische These kann auch nicht erklären, woher das logische Denken kommt.
Das führt in ein Dilemma, denn die Logik ist das wichtigste Fundament der ihrem Wesen nach
materiellen Naturwissenschaft. Und jene selbst könnte die Logik nicht erklären.
amit entzöge sie sich selbst ihrer methodischen Grundlage.
Die dualistische Hypothese
Diesem Dilemma kann man nur mit der dualistischen Hypothese entgehen, nach der Geist und Gehirn zwei unterschiedliche Dinge seien. Eine zentrale Schaltstelle, welche nachgeordnete Funktionen orchestriert, hat man allerdings nicht entdeckt. Dies lässt Zweifel an der dualistischen Hypothese aufkommen. Viele Wissenschaftler lehnen sie hauptsächlich deshalb ab, weil sich alles Transzendente dem Wesen nach einer naturwissenschaftlichen Untersuchung entzieht und dies für sie unbefriedigend ist. Die dualistische Hypothese lebt auch von der Logik. Wir sehen, wie logisch durchdrungen,
d.h. nach mathematischen Gesetzen die Welt geordnet ist. Die Korrespondenz zwischen rationaler Struktur und unserem Geist muss die moderne Naturwissenschaft einfach als gegeben annehmen und an andere Ebenen und Weisen des Denkens – an Philosophie und Theologie weiter geben
(vgl. Papst Benedikt XVI. in seiner Regensburger Rede).
Können Computer einen selbstbewussten Geist entwickeln?
Searle hat mit seinem dem berühmten Gedankenexperiment vom Chinesischen Zimmer gezeigt,
dass es nicht möglich ist; dem Computer einen selbstbewussten Geist einzuhauchen.
Der Künstlichen Intelligenz sind unüberwindbare Grenzen gesetzt. Künstlich intelligente
Maschinen werden nicht verstehen, was sie tun. Alle menschlichen Wesenszüge sind nur simuliert.
Wird der selbstbewusste Geist durch die Digitalisierung des Gehirns enträtselt?
Im von der EU geförderten großen Human Brain Project will man die Hirnstruktur bis auf die
Ebene einzelner Nervenzellen hinab verstehen und damit auch die Arbeitsweise des Gehirns
innerhalb seiner Strukturen. Der US-amerikanische Informatiker Marvin Minski hat die Vision,
letztendlich das gesamte Gehirn als digitale Version auf dem Computer arbeiten zu lassen.
Seit Beginn des Human Brain Projects werden aber die kritischen Stimmen immer lauter.
Sie bezweifeln, dass das gesteckte Ziel erreichbar ist, sondern sagen:
"Eine 1:1 Simulation des Gehirns ist definitiv nicht möglich."
Der künstlich intelligente Roboter – ein Bild, das dem Menschen ähnlich ist
In absehbarer Zeit wird es möglich sein, ein Kunstwesen zu schaffen, welches wie das Ebenbild
des Menschen auftritt. Es weiß alles, denn es vereint das Google-Wissen dieser Welt in sich
und scheint klüger zu sein als wir. Es sieht aus wie ein Mensch. Man kann mit ihm sprechen.
Selbst Emotionen würden kommuniziert. Solch ein Roboter kann uns die Tür in eine ganz neue Welt öffnen.
Die große Versuchung
Die Digitalisierung wirbelt unsere gewohnte Welt gewaltig durcheinander. Alles Schweißtreibende
und Riskante nimmt uns der Roboter ab. Der technische Fortschritt wird eine große Versuchung bringen.
Wir driften in eine Welt, in der wir uns fühlen können wie Gott. Die Gottfernen sagen: Egal,
ob es ihn gibt oder nicht, wir brauchen ihn in unserem selbst gestalteten Paradies nicht.
Von seinem Geist wollen wir uns nicht strafen lassen. Gut ist, was die Mehrheit für gut hält.
Ethische Normen werden unter dem Paradigma des Relativismus
der Beliebigkeit der Mehrheit anheim gestellt. Dies wird für Viele ein ganz neuer, verführerischer Menschheitsentwurf sein.
Die Gläubigen sagen: Am Geist-Hirn-Problem können wir erkennen, dass es ohne Gott nicht geht.
Deshalb bauen wir auf den Menschheitsentwurf, den Gott für uns vorgesehen hat.
Wir kennen ihn aus der Bibel. Gott sieht nicht nur uns, er sieht auch die Seelen in der Ewigkeit.
Für sie kann die Technik kein Paradies bauen. Deshalb greift die nur auf das Irdische
gerichtete Sehensweise zu kurz. Gott ist ein Gott der Lebenden und der Toten.
Er will die Menschen zurückführen in seine Nähe und für sie eine
neue Schöpfung und eine neue Erde schaffen - mit ihm und bei ihm.