Die 19.Orgelfahrt führte am Samstag, 03.10.2015, zu vier verschiedenen Instrumenten und in unterschiedliche Stilrichtungen.
Unter der Führung von Andreas Ostheimer konnten eine Gruppe von 15 Orgelfreunden und OrganistInnen einen weiteren Einblick in die Instrumentenvielfalt in der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland bekommen.
Neben Informationen über die Entstehungsgeschichte der Orgel, Aufbau und Eigenheiten der jeweiligen Instrumente wurden die Register und der Gesamtklang anhand Literaturstücken demonstriert und anschließend von den Orgelfahrtteilnehmern auch selbst „betastet“
Die erste Anlaufstelle war Ditzingen, Münchinger Str.25. Dieses Instrument wurde 2012 von Orgelbau Wiedenmann (Oberessendorf) erbaut. Es handelt sich dabei um eine klassische italienische Orgel mit 9 Registern im Manual und ein Contrabassi 16‘ im Pedal und hängender Traktur.
Auf dem 2.Manual ist Bordone 8‘ als Transmission aus dem Hauptwerk (1.Manual) als Begleitung spielbar.
Typisch für Italien ist die „Voce umana 8`“ im Hauptwerk, welche in Schwebung zum Principale 8‘ steht und ab c im Diskant erklingt.
Die Mixtur ist nach italienischem Vorbild in drei Einzelreihen und Einzelzüge geteilt: 2‘ 1 1/3‘ und 1‘ .
Das gesamte Instrument ist mitteltönig gestimmt, was bei Tonarten mit maximal 3 Vorzeichen besonders rein erklingt.
Eine längere Fahrt führte in den Süden von Stuttgart – die weiteren Ziele waren rund um den Heuberg - nach Vöhringen in die Tonaustrasse 6.
Nach einem zur ersten Orgel passenden Mittagessen in der Pizzeria wurde die Kirche und Orgel besichtigt,
welche 2014 neu eingeweiht worden ist. Das Instrument wurde von Andreas Offner (Kissing) im November 2014 fertiggestellt.
Dieses Werk mit 12 Registern spiegelt den klassischen französischen Orgelstil wieder. Das Hauptwerk (Grand Orgue, 1.Manual)
beinhaltet neben Montre 8‘ (Prinzipal) ein „zerlegtes“ Kornett, eine Mixtur und ein Cromorne 8‘ als Zungenstimme.
Das zweite Manual steht als Schwellwerk („Echo“) mit Bourdon d’Echo 8‘ und Cornet d'Echo 4fach (ab g°) dem Hauptwerk entgegen.
Die Lamellen des Schwellwerk sind zur Decke hin geöffnet und können mit einem separaten Registerzug geschlossen werden.
Das Pedalregister Bourdon 16‘ steht hinter dem Werk und spricht zur Altarrückwand hin.
Die Stimmung ist nach Neidhardt gewählt, um das Musizieren mit dem Orchester zu erleichtern.
Ein interessantes Detail war die Prospektpfeife im Eck, welche ein „Doppellabium“ zeigte - dass das
nach Links zum Altar zeigende Labium aufgemalt ist, ist erst bei genauerer Betrachtung aufgefallen.
Das Dritte Instrument wurde in Balingen in der Behrstr.64 besichtigt. Gebaut wurde dieses im Jahre 2000 von Orgelbau Hehl(Murr)
und hat 11 Register. Es ist ein „Serienmodell“ aus dem Hause Hehl, bei dem das Hauptwerk auf dem 2.Manual 8 Register hat (einschließlich Quinte, Terz und Mixtur 3fach), der Subbass 16‘ und das Gedackt 8‘ vom 1.Manual verwenden die Pfeifen gemeinsam.
Fortgeführt wird diese Pfeifenreihe bei der Flöte 4‘ im 1.Manual, welche von C-f° aus dem
Gedackt und ab g° mit eigenständigen Zinnpfeifen besetzt ist.
Gewissermaßen ein „schwäbischer“ Orgelstil, da der zur Verfügung stehende Raum maximal und sparsam ausgenutzt wird.
Die Weiterfahrt zur vierten Orgel des Tages führte uns nach Ofterdingen in die Achalmstr.25 –
ein gewissermaßen „jungfräuliches“ Instrument, das offiziell erst am 18.10.15 in Dienst gestellt wird.
Orgelbau Andreas Schmutz (Donnstetten) hat aus Materialien einer alten Weise-Orgel ein beachtliches Werk errichtet,
das für den Raum wie geschaffen ist. Mit 11 Registern - auf zwei Manualen und Pedal verteilt – sind
auch hier eine Vielzahl von Möglichkeiten gegeben. Das zweite Manual ist ein kleines Kornett (zerlegt in 8‘ 4‘ 2 2/3‘ 1 3/5,
jedoch ohne 2'), das erste Manual hat neben Prinzipal 8‘ und Gedeckt 8‘ ein obertonreiches Salicional 8‘.
Die Oktave 4‘ und eine Mixtur mit Vorabzug 2‘ runden das Plenum ab.
Ein kurzer Vergleich mit der noch in Betrieb stehenden dreimanualigen Digitalorgel konnte nur zugunsten der neuen Pfeifenorgel ausfallen….
Es war für alle Teilnehmer der 19.Orgelfahrt ein schöner und abwechslungsreicher Tag.
Wir konnten auch gleich die Einstimmung auf den Erntedank-Gottesdienst mitnehmen, da alle Altäre schon festlich geschmückt waren.
Und am 01.05.2016 wird es ein Jubiläum geben – die 20.Orgelfahrt wird mit Spannung erwartet.